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Zu Gast bei Haferlschuhmacher, Orgelbauer & Co.Auf Zeitreise in Süddeutschland
München, 11. November 2019Vom Emailschriftenmaler in der Südpfalz über den Setzer in Bayerisch-Schwaben bis hin zum Haferlschuhmacher in Pfronten – in vielen Regionen Süddeutschlands gibt es sie noch: Traditionsberufe! Zahlreiche Meisterwerkstätten widmen sich seit Generationen mit Herzblut den immer seltener werdenden Handwerkskünsten und bieten Urlaubern die Chance sich auf deren Jahrhunderte alte Spuren zu begeben. So schauen Besucher der Werkstätten den Meistern bei der Arbeit über die Schulter, tauchen auf Führungen oder Festen in längst vergangen Zeiten ein oder testen ihr handwerkliches Geschick gleich selbst in einem Workshop.
Tradition zum Selbstmachen in Pfronten
Wer traditionelles Schuhmacherhandwerk nicht nur bestaunen, sondern auch erlernen möchte, ist bei Haferlschuhmacher Markus Nöß in Pfronten im Allgäu genau richtig. Der Familienbetrieb besteht schon seit 1865 und Markus Nöß schustert in seiner Werkstatt bereits in fünfter Generation den Allgäuer Traditionsschuh, der einst als Arbeitsschuhwerk in der östlichen Alpenregion gebräuchlich war. Neben einer breiten Auswahl an maßgefertigten orthopädischen Schuhen, Sportschuhen und Co. finden Shoppingbegeisterte in Markus Nöß Laden bereits fertige Konfektions-Haferlschuhe. Wer sich seinen eigenen, individuellen Haferlschuh lieber selbst herstellen möchte, nimmt an einem fünftägigen Workshop teil. Dort erlernen Interessierte unter Anleitung des Meisters jeden einzelnen Arbeitsschritt, so wie er seit Jahrhunderten nach alter Machart vollzogen wird: Vom Maßnehmen und Leistenfertigen über das Aufzwicken und Zwienähen bis hin zur Bodenarbeit der Sohle. So bringen Teilnehmer des Workshops nicht nur ein besonderes Mitbringsel nach Hause, sondern auch ein Stück Allgäuer Geschichte.
Klangvolles aus dem ZweiTälerLand
Egal ob Drehorgel, Jahrmarktorgel oder Kirchenorgel, die Tradition des Orgelbaus ist im ZweiTälerLand bis heute lebendig geblieben. 2017 wurden Orgelbau und Orgelmusik in die Liste des Immateriellen Kulturerbe der Menschheit durch die UNESCO aufgenommen. Der beschauliche Ort Waldkirch im südlichen Schwarzwald genießt einen internationalen Ruf als Orgelbauerstadt. Insgesamt gibt es noch vier Orgelbauwerkstätten und ein Planungsbüro für Orgelbau. In den Betrieben von Achim Schneider, Paul Fleck Söhne, Wolfram Stützle und Jäger & Brommer werden noch sämtliche Bauteile einzeln und auf handwerklich traditionelle Weise selbst hergestellt. Die wertvollen Orgeln können nicht nur in den zahlreichen Kirchen der Stadt bestaunt, sondern auch auf Führungen im städtischen Elztalmuseum und im Orgelbauersaal der Waldkircher Orgelstiftung besichtigt werden. Speziell für Gruppen eignet sich ein geführter Tagesausflug zum Museum und dem Orgelbauersaal, der inklusive Mittagessen und Kaffee & Kuchen ab 39 Euro über ZweiTälerLand Tourismus buchbar ist. Zu Ehren der Instrumente feiert Waldkirch alle drei Jahre mit Orgelfreunden aus der ganzen Welt ein großes Orgelfest. Alle Orgelbauerwerkstätten öffnen während dieser Zeit die Türen für Besucher. Das nächste Fest findet vom 19. bis zum 21. Juni 2020 statt.
„Schwarze Kunst“ wiederbeleben in Bayerisch-Schwaben
In einem historischen Haus des Nördlinger Gerberviertels in Bayerisch-Schwaben hat Oskar Bernhard seine Werkstatt. Hier setzt der Rentner noch händisch Plakate, Anzeigen, Briefbögen und Visitenkarten aus Blei- und Holzbuchstaben in unterschiedlichen Schriftarten und Farben, um sie dann mit einer Tiegelpresse zu Papier zu bringen. Als einer der letzten Vertreter dieses Berufsstands, bietet er Führungen zu dieser fast-vergessenen Druckkunst an. Auch Wolfgang Holik, Hermann Dollmann, Heinz Friedel und Alfred Ullrich liegt die alte Handwerkskunst der Setzer, Taster und Gießer am Herzen. Somit gründeten sie mit einigen Kollegen eine Museumsgruppe in der altehrwürdigen C.H. Beck’schen Buchdruckerei in Nördlingen. Hier bewundern Interessierte die „Schwarze Kunst“ der alten Industriemaschinen und Ausstattungen, wie die Handdruckpresse oder den „Heidelberger Zylinder“ und schauen den Handwerkern bei Druckmaschinen-Vorführungen über die Schulter. Dabei können Teilnehmern das Setzen und Drucken auch selbst erlernen.
Emailschildschriften in der Südpfalz
Vor 50 Jahren waren Emailschilder als Werbeträger in Kiosken und Verkaufsläden nicht weg zu denken. Ersetzt durch Plastikschilder, sind sie heute nur noch in Museen, Privatsammlungen oder vereinzelt an Straßen- und Hauswänden oder als Hinweisschilder in Lagerräumen zu finden. Die Schilderfabrik Ernst Schmitt in Bellheim in der Südpfalz gehört zu den letzten Fabriken, die das Handwerk des Emailschriftenmalers noch ausübt. Dort werden in dem Generationenbetrieb aus dem Jahr 1927 noch per Hand Sonderanfertigung als Kleinserien oder Einzelstücke mit individueller Schriftart, Größe sowie Schild- und Schriftfarbe angefertigt. Besucher bestaunen die vielfältigen Blechplakate, die die Wände der Besprechungsräume und Büros verzieren kostenlos während der Öffnungszeiten. In geführten Gruppen besichtigen Teilnehmer auf dem Werksgelände den denkmalgeschützten Wasserturm und die ehemalige Mühle, die bereits als Queichlinie von napoleonischer Zeit bis in die bayerische Zeit diente und weiter zum Mahlen der Farben und Emailrohstoffe genutzt wurde. Alles über die Geschichte der in Germersheim ansässigen, bedeutenden Emailschilder-Produktion gibt es im Stadt- und Festungsmuseum zu erfahren.